Der Aufschwung wird durch den Ölpreisanstieg gefährdet

aboutpixel.de / Little Eurasien © Martin Wimmer

In der Weltwirtschaft hinterlässt die brutale Niederschlagung jeglicher Demonstrationen in Libyen immer mehr Spuren. Zahlreiche Konzerne aus der ganzen Welt schicken Sondermaschinen in das afrikanische Land, um ihre Angestellten zu evakuieren. Während die Preise für Silber und Gold leicht anziehen, schießt der Rohölpreis nach oben und die Kurse an den Aktienmärkten fallen in den Keller. Während die Lage in Lybien immer unsicherer wird und eskaliert, blicken die Anleger mit großer Sorge auf die weitere Entwicklung.

Wenige Wochen zuvor wurden die Machthaber der Nachbarstaaten Ägypten und Tunesien erfolgreich vom Volk aus ihren Ämtern vertrieben, was bei Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi nicht ganz so einfach werden könnte. Da viele Staaten von dem großen Ölproduzent beliefert werden und Libyen ein weitverzweigtes Netz an Firmenbeteiligungen in der ganzen Welt unterhält, reagieren die Märkte viel heftiger als bei den Aufständen in Tunesien und Ägypten.

Aus diesem Grund schoss beispielsweise gestern der Preis für die Leichtölsorte WTI um ganze 9,6 Prozent auf 94,49 Dollar je Barrel. Dies ist der höchste Stand seit rund zweieinhalb Jahren. Ebenso kletterte der Preis für die Nordseesorte Brent um 2,3 Prozent auf 108,18 Dollar. Die Experten und Analysten sind sich allerdings sicher, dass die weltweite Versorgung weiterhin ohne Probleme gesichert werden kann. Mit einer täglichen Fördermenge von 1,6 Millionen Barrel ist Libyen in ganz Afrika der drittgrößte Ölförderer. Allerdings macht diese Menge nur zwei Prozent der täglichen Ölnachfrage weltweit aus. Weil die Länder der OPEC Kapazitäten von rund sechs Millionen Barrel pro Tag ungenutzt lassen, würde die weltweite Ölversorgung sogar bei einem Komplettausfall der Förderung in Libyen aufrecht erhalten werden.

Ein Rohstoffanalyst der Commerzbank sieht die Lage trotzdem als bedrohlich an, da die Eskalation in Libyen beispielsweise auch auf Länder wie Kuwait oder Algerien übergreifen und Förderstopps mit sich ziehen könnten. Wesentlich dramatischer wäre es natürlich, wenn sich die Aufstände auf die richtig großen Ölförderer wie Saudi-Arabien und Iran ausbreiten. Sobald dies eintritt, gehen die Experten davon aus, dass die Ölpreise weltweit auf einen Schlag extrem in die Höhe schießen und Höchststände erreichen. Dies hat dann zwangsläufig zur Folge, dass die Wachstumsraten  weiter gebremst werden. Weil Saudi-Arabien über die größten Erdölreserven der Welt verfügt, schließt Nobuo Tanaka, der Chef der Internationalen Energieagentur, bei langanhaltenden Ölpreisen über 100 Dollar selbst eine Finanzkrise nicht zwangsläufig aus. An den Tankstellen bekommen vor allem die Autofahrer die kletternden Rohölpreise zu spüren.

Ein Lieferengpass für Deutschland wird jedoch laut Ansicht der Rohstoffexperten nicht eintreten, da das Erdöl aus insgesamt 33 Ländern importiert wird. Davon kommt der Bärenanteil von 70 Prozent kommt aus Norwegen, Russland, Kasachstan und Großbritannien. Mit einem Anteil von nur sieben Prozent ist Libyen hierzulande der fünftgrößte Lieferant.

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