Verglichen mit der Eurozone wird das wirtschaftliche Wachstum in Osteuropa in den nächsten Jahren rund doppelt so stark ausfallen, wobei gleichzeitig der Lohnkostenvorteil zurückgeht. Durch höhere Konsumentenausgaben sowie ein besseres Geschäft mit dem Export könnten in Osteuropa für ein dreiprozentiges Wachstum sorgen, während für die Euroländer gerade mal ein Wachstum von 1,7 Prozent vorhergesagt wird. Mittlerweile kann man die Folgen und Auswirkungen in Bezug auf die Entwicklung in Mittel- und Osteuropa von der furchtbaren Katastrophe in Japan noch nicht abzuschätzen. Im Allgemeinen steht jedoch fest, dass diese Region mit der japanischen Volkswirtschaft nicht sehr eng verflochten ist.
Sollte es in Japan zu einem länger anhaltenden Produktionsausfall gerade bei den Autoherstellern kommen, würde dies dazu führen, dass die großen Autokonzerne in Europa davon profitieren und wichtige Marktanteile hinzugewinnen. Für die Industrie im Westen bleibt nach wie vor allem der Lohnkostenvorteil bestehen. Bei rund 40 Prozent der Lohnkosten ist die Produktivität beispielsweise in der Slowakei gleich hoch. Neben PSA Peugeot Citroen haben auch Kia sowie Europas größter Autobauer Volkswagen zahlreiche Werke in der Slowakei, die momentan steigende Auslastungen verzeichnen. Allerdings werden in Zukunft die Einkommen schneller ansteigen, was mit einer steigenden Inflation in dieser Region zusammenhängt. Da gerade die deutsche Wirtschaft als Europas Lokomotive weiter anzieht, werden gleichzeitig auch die Exporte in Mittel- und Osteuropa steigen.
Parallel werden die Verbraucher die Nachfrage stützen, indem sie den Konsum weiter steigern. Im Gegensatz zu Westeuropa könnte sich der Aufschwung nach Ansicht vieler Wirtschaftsexperten gerade in Osteuropa weitaus länger fortsetzen. Peter Havlik, der Chefökonom des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche, rechnet im kommenden Jahr mit einem Plus von 3,6 Prozent und im Jahr 2013 mit einem Wachstum von 3,8 Prozent. Die Wirtschaftskrise hat diese Region viel stärker getroffen als den Westen, da die entsprechenden Währungen abgewertet wurden und zahlreiche Bankinstitute die Vergabe von Darlehen einschränkten.