Bei vielen Staaten geht die Angst um, dass ein besserer Klimaschutz wirtschaftliche Nachteile oder sogar Verluste mit sich ziehen könnte. Eine Studie von Experten einiger Institute in Europa namens „A New Growth Path for Europe” hat nun das Gegenteil bewiesen. Hier wurde simuliert, wie entscheidend der politische Einfluss auf die Investorenerwartungen sind. Daneben wird eindrucksvoll beschrieben wie beispielsweise Investitionen die Lernprozesse in der Technologie und Wirtschaft beeinflussen, welche letztendlich die finanziellen Belastungen des Klimaschutzes senken.
In der Studie zeigen die Autoren, dass für die Mitgliedsstaaten der EU positive Effekte in der Wirtschaft zu erwarten wären, wenn das EU-Klimaziel auf 30 Prozent angehoben wird. Neben den großen Sektoren in der Wirtschaft würde besonders das Baugewerbe davon profitieren. Die effizientere und somit bessere Energienutzung ist eindeutig von den Energiebilanzen der Gebäude abhängig. Als einer der Gewinner könnte hier laut der Studie vor allem Deutschland als einer der Klimavorreiter hervor gehen.
Laut den vorläufigen Berechnungen könnte der Investitionsanteil bis zum Jahr 2020 gemessen am Bruttosozialprodukt von derzeit 14,8 auf bis rund 18,5 Prozent ansteigen, während jahresdurchschnittliche Wirtschaftsleistung statt um 1,7 Prozent um bis zu 2,5 Prozent anwachsen dürfte. Gleichzeitig wäre laut den Experten ein Rückgang der Arbeitslosrate von derzeit 8,4 auf bis zu 5,7 Prozent denkbar. Für die EU-Mitgliedsstaaten bedeutet dies bis zum Jahr 2020 ein rund 620 Milliarden Euro höheres Bruttoinlandsprodukt sowie die Schaffung von sechs Millionen neuen Arbeitsplätzen. In der Studie wird ausdrücklich davor gewarnt, das EU-Reduktionsziel bis zum Jahr 2020 bei 20 Prozent bestehen zu lassen. In dem Fall könnten in ganz Europa Beschäftigungseffekte sowie Investitionen in erheblichem Maße ausbleiben.
Zwar führt eine Ausstoßverringerung von Treibhausgasen in den gewöhnlichen ökonomischen Modellen auf kurze Sicht gesehen zu erheblichen Mehrkosten, allerdings sind diese damit gerechtfertigt, dass langfristige Schäden vermieden werden. Eine Verringerung der schädlichen Treibhausgase kann man somit auch in Einklang mit einem guten Wirtschaftswachstum bringen. Selbst wenn die großen Umweltsünder wie die USA und China ihre aktuellen Klimaziele nicht erhöhen sollte, würden die oben genannten Vorteile trotzdem auftreten.
Das entscheidende Signal für internationale Verhandlungen im Bezug auf den klimawandel ist zwangsläufig damit verbunden, dass die EU-Staaten ihr Klimaziel bei der Reduktion auf 30 Prozent aufstockt. Wenn alles so weiter läuft wie bisher, könnte dies zu einer weiteren Erderwärmung und Gefährdung der Lebensgrundlagen vieler Menschen führen. Neue Arbeit und Wohlstand wird nur durch einen neuen Strukturaufbau und nicht durch das Verteidigen alter Regeln und Normen erzielt.