Der Gesundheitstourismus Richtung Polen floriert. Vor allem ältere Personen, die jeden Cent zweimal umdrehen, lassen sich dort zum Beispiel Zahnimplantate einsetzen. Allerdings haben unsere osteuropäischen Nachbarn preislich merklich angezogen.
Hauptargument Kosten sparen
Der Themenbereich „Gesundheitsreisen“ hat insbesondere seit dem Fall des Eisernen Vorhangs zwischen West- und Osteuropa einen Bedeutungswandel widerfahren. Wurden darunter zuvor vor allem Kuraufenthalte verstanden, verbinden heute nicht wenige sogar schmerzhafte Behandlungen bis hin zu Operationen mit einem Auslandsaufenthalt.
Besonders hoher Beliebtheit erfreuen sich in dieser Hinsicht Zahnärzte: Deutsche treibt es immer wieder ins benachbarte Polen, um dentale Behandlungen über sich ergehen zu lassen. Die geringen Kosten werden als Hauptargument angeführt. Eine Begründung, die dem Patienten aber auf lange Sicht gesehen im wahren Wortsinn schmerzhaft teuer zu stehen kommen kann.
Zahnersatz aus Polen – die Qualität stimmt
Auch wenn osteuropäische Ärzte in unseren Breiten noch immer mit einem mangelhaften Image zu kämpfen haben, muss festgestellt werden, dass sie ihr Handwerk ebenso gut verstehen wie ihre bundesdeutschen Kollegen. Ein Blick in die polischen Zahnarztpraxen verrät beispielsweise, dass die Behandlungseinheiten meist jüngeren Datums sind und des Weiteren über eine bessere Ausstattung verfügen.
Auch die Qualität des Materials für Zahnimplantate oder Prothesen schneidet im Vergleich keineswegs schlechter ab. Außerdem wird Service groß geschrieben: Nicht selten sind die polnischen Zahnarztpraxen rund um die Uhr geöffnet: Ein Zustand, von dem deutsche Patienten höchstens träumen können. Ermöglicht wird dies durch Gemeinschaftspraxen, n denen sich die einzelnen Ärzte auf ein jeweiliges Gebiet spezialisiert haben und im Schichtbetrieb Patienten bzw. deren Zähne versorgen.
Das Problem der weiten Wege
Die Vorteile einer Zahnbehandlung in Osteuropa, bzw. speziell in Polen, sind also durchaus vorhanden und sprechen für sich. Allerdings dürfen bei einer solchen Entscheidung weder die Sprachbarriere noch der weite Weg für eine allfällige Nachsorge nicht außen vor gelassen werden.
Auch wenn viele polnischen Ärzte sowie das Personal des Deutschen mächtig sind, spielt unmissverständliche Kommunikation gerade im sensiblen Gesundheitsbereich eine übergeordnete Rolle. Außerdem kann der vermeintlich günstige Zahnersatz aus Polen kostenmäßig schnell ins Unermessliche steigen: Die Prothesen müssen beispielsweise angepasst werden und idealerweise sollte die Passform nach einiger Zeit überprüft werden.
Kostenfalle Zahnbehandlung: Preise auf EU-Niveau
Auch wenn die Behandlung an sich überzeugend günstiger als eine vergleichbare bei einem deutschen Dentisten ist, können die notwendigen Reisekosten ein Schnäppchen in eine Kostenfalle verwandeln. A propos Kosten: Auch in dieser Hinsicht hat Osteuropa im Vergleich zu westeuropäischen Maßstäben in den letzten Jahren nachgezogen. Das bedeutet: Auch wenn die polnischen Zahnärzte nach wie vor von ihrem Billig-Image profitieren können die Tarife in manchen Bereichen durchaus mit den deutschen Verhältnissen mithalten.
Für eine herkömmliche Füllung muss beispielsweise in beiden Ländern gleich viel, nämlich 12 Euro, berappt werden. Implantate weisen dagegen noch ein Einsparungspotenzial auf. In Deutschland müssen dafür 1.500 bis 4.000 Euro einkalkuliert werden, in Polen lediglich 800 bis 1.700 Euro. Die Zahnarzt-Kosten in Polen sind also bereits vollgültig in der EU angekommen.
Arme verreisen, Reiche versichern
Insgesamt begeben sich Jahr für Jahr rund vier Millionen Bundesbürger auf medizinisch indizierte Reisen. Es handelt sich dabei großteils um Mitbürger um die sechzig, die im Erwerbsleben zu den Geringverdienern zähen oder zählten. Dieser Umstand dürfte zumindest mitursächtlich dafür sein, dass in solchen Fällen nur selten eine Zusatzversicherung besteht. Zusätzliche Policen leisten sich nach wie vor vor allem Wohlhabende.
Experten sprechen sich aber klar dafür aus, dass eine Zahnzusatzversicherung die günstigste und gleichzeitig sicherste Alternative im Bereich der Zahngesundheit darstellt. Auch ärmere Bevölkerungsschichten sollten versuchen, beizeiten einen kleinen Teil ihres verfügbaren Geldes in eine Zahnzusatzversicherung zu stecken.
Bei einer Medizinreise nach Polen müssen heute nicht nur annähernd dieselben Kosten getragen werden wie in Deutschland – auch der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum vertraglich geregelten Nutzen einer Zahnzusatzversicherung.